Gut einen Monat nach Veröffentlichung trudeln die ersten Rezensionen zu Wilhelmstadt ein. Die Meinungen sind gemischt, aber die meisten sind von der Stadt, dem Dampf und der Story begeistert…
Hier ein paar Auszüge mit Links:
„Spannend und ein guter Einstieg ins Genre „Steampunk““ sagt KleinerVampir auf lovelybooks. und vergibt „Vier Sterne“
Da ich im Genre „Steampunk“ noch ziemlich unbedarft bin, waren meine Erwartungen an diese Geschichte relativ neutral und ich hab mich einfach überraschen lassen. Ein Alternativweltroman, mit technischen Apparaturen, Dampfmaschinen und Zahnrädern bot eine spannende Aussicht und die Geschichte hat mich keinesfalls enttäuscht.
Die Beschreibung des Settings und die verwendete Sprache ließen mich als Leser sofort in die Geschehnisse eintauchen und es machte großen Spaß, eine einerseits bekannte und doch so völlig fremde Epoche neu kennen zu lernen.
Was mir als erstes positiv auffiel, war das Setting: Wilhelmstadt ist geradezu eine Stadt am Rande der Apokalypse. Schmutzig, mit einer tiefen Trennung zwischen reich und arm, die an Metropolis erinnert, beherrscht von einem üblen Industriellen, Oppenhoff, und seinem Konzern. Ein Steampunk Evil Corp, herrlich!
Überhaupt ist Wilhelmstadt sehr gut ausgearbeitet und obendrein in Deutschland. Damit hat der deutsche Steampunk jetzt vier Handlungsstränge in der Heimat der Autoren (Zerbrochene Puppe, Ætherwelt, Clockwork Cologne und Wilhelmstadt).
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Also, Wilhelmstadt bietet ein fantastisches, düster-industrielles Setting, mit vielen faszinierenden und sehr steampunkigen Details, hat in der Mitte einige Längen aber ebenso spannende und sogar nervenaufreibende Szenen, das größte Manko ist das Lektorat, das liegt aber nicht am Autor.
8 von 10 Zeppelinen rein für die Story, wegen des Lektorats werden es aber “nur” 7 von 10.
Anja Bagus, Autorin der Ætherwelt-Romane, hat Wilhelmstadt ebenfalls gelesen und rezensiert. Sie spendiert 4 von 5 Sterne und findet deutliche Worte.
Ja, es ist eindeutig Steampunk. Es gibt Dampf- in allen möglichen Formen, Maschinen- dampf-oder druckluftbetrieben, schlag- und durchsetzungsfähige Charaktere und ein einzigartiges Setting. Dresens Beschreibung dieser Stadt ist beeindruckend liebevoll, man geht gerne mit ihm über diese stählernen Straßen, hört die Hufe der eisernen Rösser klappern, und schmeckt den Staub der Braunkohle in der Luft. Wilhelmstadt ist eine Stadt, die Spaß macht und man spürt, dass Dresen jeden Winkel dieser Stadt kennt, jede Ratte und jeden Spitzbart.
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Er hat so viele Dinge in seine Kreation getan, dass man nicht weiß, was man zuerst erschmecken soll. Und daran krankt die Story. Manche Dinge gehen einfach unter: Wie sieht Johanne eigentlich aus? Ich habe zurückgeblättert, aber keine Beschreibung gefunden. Die Dampfkatze, die in ihrem Haushalt lebt, ist liebevoller beschrieben, als der Hauptcharakter. Nun mag das nicht wichtig erscheinen, aber es sagt für mich etwas über das generelle Balancing des Romans aus.
Es war wichtig: Beschreibung der Stadt- stählerne, dampfbetriebene Dinge – schnelle Handlung – und dann … irgendwann: Motivationen und Beschreibungen der Charaktere. Das kommt mir leider zu kurz.
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Fazit: Ich erwarte weitere Teile, in denen Andreas Dresen diese wunderbare Stadt nutzt, um seinen Charakteren mehr Raum zu verschaffen. Wenn er sich auf seine Fantasie verlässt, diese aber klug mit dem Verstand leitet und sich auf ein paar wichtige Dinge beschränkt, dann kann ich mir noch ganz viele Abenteuer in Wilhemstadt vorstellen.
Der schnelleste Leser war allerdings Stefan Holzhauer von den Phantanews. Ein paar Tage nach der Veröffentlichung hatte er Wilhelmstadt bereits komplett gelesen. Er vergibt 3 von 5 Punkten.
Beim Inhalt selbst bin ich zwiegespalten. Zum einen präsentiert Andreas Dresen mit der künstlichen Stadt — eben Wilhelmstadt — einen vortrefflichen Hintergrund, ebenso ist erfreulich, wenn Steampunk von deutschen Autoren dann eben auch in Deutschland angesiedelt ist. Der Roman sprüht geradezu vor skurrilen Ideen innerhalb dieses Hintergrundes und auch die Strukturen der Stadt sowie ihrer Bewohner sind von Weltenbau her wirklich interessant.
Leider war mir der Einsatz von Dampftechnik an einigen Stellen dann schon wieder zu viel, ich hatte irgendwie den Eindruck, dass mir der Steampunk hier mit der groben Kelle eingeflößt werden sollte. Und an manchen Stellen war das Ganze dann auch nicht kohärent. Wenn ständig beschrieben wird, wie Miaos Dampfbein dampft und quietscht, dann soll ich glauben, dass es das nicht mehr tut, wenn sie verkleidet einen Anzug trägt?
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Noch ein Wort zum Cover: Ohne Zahnräder hätte es mir vermutlich gut gefallen; ich kann ansatzweise nachvollziehen, dass man beim Marketing meint, es müssten unbedingt welche drauf, um die Zielgruppe anzusprechen. Hier fand ich die Anzahl und Platzierung allerdings besonders übertrieben. Weiterhin sind die größeren Zahnräder auf dem Frontcover einfach kopiert und wieder eingefügt, ohne auf den Lichteinfall zu achten.
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Ich hätte trotz gewisser Schwächen bei den Charakteren für den Weltenbau und die zahllosen skurrilen Ideen normalerweise gerade noch vier von fünf Punkten vergeben, insbesondere auch in der Hoffnung, dass Andreas Dresen sich im nächsten Band weiter in seine Welt einfindet und einen etwas homogeneren Roman mit mehr Tiefe abliefert — und weil mir das Setting an sich recht gut gefällt. Aber für das absolut nicht zufriedenstellende Lektorat/Korrektorat muss ich leider nochmal einen abziehen, am Ende kommen wir also auf drei von fünf Punkten.
Ich danke allen Rezensenten für die Mühe und die Zeit, die sie in Wilhelmstadt investiert haben!